Product Information Management

Headless PIM – kopflos oder klug?

Eric Dreyer
10.05.2022
5 Min
Person steht neben Softwarefenster mit Frontend und Backend | eggheads.net

Inhalt

Headless Commerce – vom Trend zum Must-have im E-Commerce

In den letzten Jahren hat sich „Headless Commerce“ vom Trend zum festen Bestandteil der digitalen E-Commerce-Welt gemausert. Doch was bedeutet „Headless Commerce“ überhaupt? Der Begriff beschreibt einen Architekturansatz, in dem Front- und Backend einer E-Commerce-Plattform möglichst vollständig voneinander entkoppelt werden. Der große Vorteil: Veränderungen können am Frontend – dem Schaufenster der Kund:innen – flexibler durchgeführt werden, ohne die dahinterliegenden E-Commerce-Prozesse des Backends anzupassen. Zudem können mehrere Frontends für verschiedene Devices oder Use Cases problemloser entwickelt und mit nur einem Backend verbunden werden. Für Sie und Ihr Unternehmen bedeutet das: mehr Agilität und weniger Aufwand – und das wollen wir doch alle.

Die Grafik zeigt den Unterschied zwischen klassischem E-Commerce und Headless Commerce, bei dem Frontend und Backend getrent sind. | eggheads.net

Doch wie übertragen Sie „Headless Commerce“ auf Produktkommunikation und das Management von Produktinformationen? Ist das möglich? Die Antworten auf diese Fragen geben wir Ihnen in diesem Blogbeitrag – anschaulich erklärt anhand eines beispielhaften Reiseveranstalters.

 

Was hat Headless jetzt mit PIM zu tun?

Im eigentlichen Sinne von „Headless Commerce“ hat das Thema nicht viel mit Product-Information-Management zu tun. Denn bei der „Headless Commerce”-Lösung geht es darum durch viele Backend-Schnittstellen agil und einfach Änderungen am Frondend vornehmen zu können. Bei einer „Product Information Management”(PIM)-Lösung handelt es sich typischerweise um eine reine Inhouse-Applikation – also eine Software, welche die Endverbraucher:innen nie direkt zu Gesicht bekommen. Also ist das Bedürfnis, das Oberflächen-Design zu verändern und anzupassen meist wesentlich geringer und rechtfertigt in der Regel nicht den Bau eigener Frontends.

Doch die Tatsache, dass ein PIM-Backend mit vielen Schnittstellen ausgestattet wird, bringt spannende Vorteile im Hinblick auf Ihr Product-Information-Management mit sich. Denn so können Sie Ihr System reibungslos in die IT-Landschaft integrieren und auch systemübergreifend viele Automatisierungen in den Produkterstellungs- und -pflegeprozessen schaffen. Kurz: „Headless“ im Hinblick auf PIM bedeutet, dass Sie noch viel mehr automatisieren können.

Je nach Branche, Geschäftsmodell sowie IT-mäßiger und prozessualer Reife eines Unternehmens gibt es für eine derart ferngesteuerte, „kopflose“ PIM-Lösung interessante Use Cases. Einen beispielhaften Case aus der Tourismus Branche schauen wir uns jetzt genauer an:

 

Headless PIM in der Tourismus Branche – automatisiert vom Lieferanten bis in den Vertriebskanal

Headless PIM findet in der Tourismus Branche immer größeren Anklang. Doch warum ist diese Lösung gerade hier so interessant? Nehmen wir das Beispiel eines großen Touristikkonzerns: einem Händler für Pauschalreisen. Die Lieferanten unseres Touristikkonzerns sind Airlines, Autovermietungen und Hotels, deren Produkte gebündelt und dann vermarktet werden. Für diese Lieferanten, insbesondere für die Hoteliers setzt unser Reiseveranstalter ein Portal ein, in dem die Betreiber:innen das eigene Hotel mit mehr als 1000 vorgefertigten Fakten beschreiben und damit die Produktdaten selber erstellen. So müssen die Hotelbetreiber:innen beispielsweise angeben, über wie viele Pools das Hotel verfügt. Für jeden angegebenen Pool werden anschließend noch viele weitere Kriterien definiert und verfeinert – von der genauen Lage über die Temperatur, Länge, Breite und vieles mehr. Aus diesen Angaben und den von den Hotelbetreiber:innen hochgeladenen Fotos und Videos entsteht ein mächtiger Produktdaten-Informationsschatz über jedes Hotel im Portfolio unseres Reiseveranstalters.

Sobald die Lieferantendaten eine definierte Reife erreicht haben, wird hieraus vollautomatisch Produkt-Content generiert. Diese Inhalte werden zusammen mit den Fakten und Medien in die PIM-Software übertragen. Damit ist das Hotel im digitalen Produktdatenpool von unserem Reiseveranstalter angelegt. Im nächsten Schritt wird das angelegte Hotel automatisch über Schnittstellen dem Buchungssystem, quasi die Warenwirtschaft eines touristischen Reiseveranstalters, bekannt gemacht. Als „Dankeschön“ bekommt das PIM-System im Gegenzug wichtige Infos über die Vermarktung des Hotels zurück übertragen.

Die Grafik visualisiert den Headless PIM Prozess und zeigt den Weg von Produkttexten vom Schreiben bis zum Veröffentlichen | eggheads.net

Je nach Vertriebskanal, in dem das Hotel vertrieben werden soll, starten dann Logiken, die abhängig von der Zielgruppe des Kanals den Content aus- und umsortieren. So bekommen beispielsweise Wellness- und Sporturlauber:innen unter Umständen dasselbe Hotel mit teilweise unterschiedlichen, jeweils auf ihre Bedürfnisse passenden Texten und Bildern angeboten – und das vollautomatisch. Neben „Headless“ ist dies ein wunderbares Beispiel für eine gute und automatisierte Product Experience! Auch die digitalen Vertriebskanäle sind über Schnittstellen direkt angebunden und erhalten den neuen und brandaktuellen Lieferanten-Content nahezu on demand.

Für die Print-Produktion ergeben sich ebenfalls große Spielräume für Automatisierungen, sodass auch hier die Prozesse deutlich vereinfacht werden. Denn hier weiß das System zum Beispiel, wie prominent die Produktdarstellung sein soll und wie viel Platz auf der jeweiligen Seite zur Verfügung steht. So können die generierten Aufzählungstexte auf den Printseiten automatisch eingekürzt werden. Nach zuvor definierten, hoch-dynamischen Print-Templates werden ganze Kataloge automatisch generiert. Sollte sich ein Text nicht auf das notwendige Format kürzen lassen, muss ein:e Mitarbeiter:in aus dem Bereich Content ran. Die Contentmanager:innen haben an diesem Punkt die Möglichkeit, den Text zu revidieren, um ihn mit den bereits fertig gekürzten Texten zum Fine-Layout an die Grafiker:innen ins Adobe InDesign zu übertragen.

Content-Automatisierung is King

Das Beispiel des Tourismuskonzerns zeigt in seiner Lösung, wie nahezu die komplette Content-Erstellung und -Ausspielung automatisiert sein kann – und zwar durch eine enge Vernetzung der internen IT-Systeme einerseits und vielen Automatismen im Onboarding und PIM andererseits. Im Ergebnis erreicht unser Reiseveranstalter dadurch eine wahnsinnig hohe Effizienz, geringere Kosten und eine extrem schnelle Time-to-Market. Dies ist „Headless“, und keineswegs kopflos.

Zugegebenermaßen keine leichte Aufgabe. Aber die Ergebnisse sprechen für sich, sodass sich die Zeitinvestition und Geduld wirklich lohnen.

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